Bild: Wetterfahne

Andreasgemeinde Kiel-Wellingdorf

Predigt


Evangelium: Lukas 8,22-25 Die Stillung des Sturms
Stürmische Zeiten machen Angst. Mit den Jüngern erfahren wir, dass Jesus Herr der Lage ist. Der Evangelist Lukas berichtet uns:

Und es begab sich an einem der Tage, dass Jesus in ein Boot stieg mit seinen Jüngern; und er sprach zu ihnen: Lasst uns über den See fahren. Und sie stießen vom Land ab. Und als sie fuhren, schlief er ein. Und es kam ein Windwirbel über den See und die Wellen überfielen sie, und sie waren in großer Gefahr. Da traten sie zu ihm und weckten ihn auf und sprachen: Meister, Meister, wir kommen um! Da stand er auf und bedrohte den Wind und die Wogen des Wassers, und sie legten sich und es entstand eine Stille. Er sprach aber zu ihnen: Wo ist euer Glaube? Sie aber fürchteten sich und verwunderten sich und sprachen zueinander: Wer ist dieser? Auch dem Wind und dem Wasser gebie- tet er und sie sind ihm gehorsam.

Predigt Lukas 8,22-25 - Okuli, 15.März 2020

Liebe Gemeinde,
Der Coronavirus beherrscht die Welt – und nun betrifft er auch unsere Gemeinde mit dem Verbot von Versammlungen. Der Virus ist nicht zu sehen. Noch treffen wir ihn nur sehr punktuell an. Aber wir kennen die Bilder aus China und leere Straßen in Italien. Wir haben die Bilder von vermummtem Personal vor Augen mit Mundschutz und zum Teil mit Brillen – eine Verkleidung wie bei einer Mondmission. Der Virus sitzt der Welt im Nacken. Das was wir nicht recht sehen können, was wir nicht anfassen und direkt bekämpfen können, das wächst leicht zu einem Riesen in unserem Nacken. Die Bedrohung ist wie ein Strudel, der alle Gedanken und unsere Blicke förmlich ansaugt und ins Bodenlose mitreißt.

Was hilft uns in dieser Zeit? Wer macht unseren Blick wieder frei für das Leben, das weiter geht und zu gestalten ist? Lasst uns Jesus anrufen wie die Jünger. Jesus war mit ihnen im Boot. In ihrer Not schrieen sie zum Herrn. Das ist es, was von uns erwartet wird, dieser Blickwechsel. Lasst uns nicht mit dem Blick in den dunklen Abgründen verharren. Lasst uns unseren Blick lösen von der Gefahr und auf Jesus schauen. Er hat die Welt im Griff. Er ist Herr über die Wellen, auch über die Welle des Coronavirus.

Damit möchte ich keineswegs die Leichtfertigkeit unterstützen. Gott hat uns den Verstand gegeben, die hohe Ansteckungsgefahr dieses Virus zu erkennen. Gott hat uns die Verantwortung übertragen, uns nach bestem Wissen zu schützen. Dazu gehören die emfohlenen Hygienemaßnahmen: regelmäßiges Händewaschen, möglichst einen Sicherheitsabstand von 1,5 bis 2 Metern einhalten und unnötige Kontakte vermeiden. Wir sollen nicht leichtfertig handeln. Aber wir brauchen uns nicht einzubilden, dass wir damit alle Gefahr verbannen könnten. Der Coronavirus bringt uns nur zu Bewusstsein, was eigentlich immer so ist: Unser Leben unterliegt Krankheiten und Gefahren von außen. Jeder Tag, den wir gesund erleben, ist immer neben aller Vorsicht auch ein Geschenk von Gott an uns. Jeden Tag erleben wir Gottes Fürsorge und sein Bewahren. Jeden Tag stellt uns Gott vor die Wahl, entweder auf die Probleme zu starren oder auf ihn zu vertrauen. Die Gemeinde Gottes lebt mitten in den Nöten dieser Welt und sie betreffen jeden von uns – mal mehr und mal weniger. Aber Gott lässt uns nicht alleine in der Not. Jesus geht mit. Jesus trägt mit! Und er ist der Sieger über die Not!

Damit unser Glaube fest in Jesus Christus gründet, lasst uns auf ihn blicken, sein Wort lesen und seine Gegenwart im Gebet suchen. Auch wenn wir im Moment nur jeder für sich singen können, halten die alten Lieder Worte der Ermutigung für uns bereit. Wir spüren, wie die Menschen früher auch von Nöten umgetrieben wurden. Aber sie lassen uns auch teilhaben an ihrer Überzeugung, dass Jesus Christus für uns streitet und den Sieg über alle Bedrohungen errungen hat.

So lasst uns das, was nötig ist, in diesen Tagen tun mit der Bitte um Gottes Schutz. Lasst unser Vertrauen in Jesus Christus unser Wesen prägen, dass die Menschen auf Gott hingewiesen werden, der Halt gibt und durchhilft. Möge Gott uns gnädig sein in dieser Zeit und uns behüten und bewaren.
Amen


Ihre Pastorin Margret Laudan


  Andreasgemeinde Kiel-Wellingdorf